Michael Schacht:
 
 Verlage im Gespräch


Auszüge aus Spiel&Autor 27/96 und 32/97

Leitung: Wieland Herold / Protokoll: H. Baum

Jedes Jahr wird auf dem Göttinger Spieleautorentreffen eine Gesprächsrunde veranstaltet, um Neues und Wichtiges von den Verlagen zu erfahren. Es folgen Auszüge dieser Gespraeche, wobei ich versucht habe, überholte Informationen auszuklammern.

Begonnen hat die Runde damit, dass alle Vertreter der Verlage zuerst einmal kurz erzählten, an welcher Art von Spielen sie Interesse haben und welche Schwerpunkte sich im letzten Jahr verschoben haben.

Abacus, Joe Nikisch
1997: Sucht Kartenspiele, aber der Schwerpunkt liegt auf strategischen Spielen fuer 2 Personen oder aufwändigen Geschicklichkeitsspielen wie das Piratenbilliard oder Husarengolf. Die Redaktion testet auch für Goldsieber und entscheidet dann, in welchem Programm das Spiel die besseren Chancen hat.

Amigo, Uwe Mölter
1997: Der Durchbruch gelang mit Kartenspielen (Uno, 6 nimmt). Inzwischen hat Amigo Interesse an Brettspielen, die einfach und schnell zu verstehen sind. Es sollen lustige Spiele sein oder auch kommunikative oder interaktive. Der Schwerpunkt liegt aber nach wie vor auf den Kartenspielen. Amigo hat die Redaktion im Verlag und bittet zuerst eine Regel mit Bild zu schicken, damit sie sich vorab einen ersten Eindruck verschaffen und gegebenenfalls den Prototypen anfordern koennen. Im Spiel selbst sollte dann die Adresse und die Telefonnummer stehen, weil die Anschreiben an einer anderen Stelle im Verlag bearbeitet werden.

Bambus Spieleverlag, Günter Cornett
1998Grundsätzlich ist der Bedarf an Spielideen von anderen Autoren eher gering, da wir vor allem eigene Spiele veröffentlichen. Wenn uns aber ein wirklich gutes Spiel (wie zum Beispiel Twilight) angeboten wird, machen wir gern eine Ausnahme.

Allerdings: Meist ist es für den Autoren einer Top-Spielidee aber ratsamer, sich an Verlage mit besseren Vertriebsmöglichkeiten zu wenden. Das bringt auch bei geringeren Prozenten ein wesentlich höheres Honorar. Ein Grund, uns trotzdem eine Spielidee anzubieten, wäre: grosse Verlage bekommen 500-1000 Spielideen im Jahr, wir nur 5-10. Daher werden gute Spielideen dort manchmal übersehen (ist zum Beispiel bei Arabana-Ikibiti passiert). Wir zahlen 6% und garantieren ein Mindesthonorar.

In welcher Form sollte die Spielidee angeboten werden: Am besten spricht man uns persönlich auf einer Spieleveranstaltung an und stellt die Idee kurz vor. Email ist eine platzsparende Möglichkeit und in der Rücksendung ausgesprochen preiswert (Dateien: übliche Textformate; jpg, gif, eps; zip). Als Brief gehts auch. Bitte keinesfalls fertige Spiele einsenden ! Wir brauchen eine Materialliste, die Spielanleitung, Kopie von Spielplan Karten und Nichtstandard-Spielmaterial.

Der Autor hat selbstverständlich das Recht, sein Spiel mehreren Verlagen gleichzeitig anzubieten, solange die Verlage darüber informiert sind und noch kein Vertrag unterschrieben ist.

F.X.Schmid, Stefan Brück
1997: Stefan Brück bittet darum zuerst die Spielregel lesen zu können, damit sich die Spieleschachteln mit den Prototypen in den Räumen nicht so hoch stapeln. Wenn das Spiel dann vom Verlag angefordert wird, sollte der Name des Spiels auch seitlich auf der Packung stehen, damit es in einem Stapel leicht gefunden werden kann.
Durch die Übernahme durch Ravensburger haben sich die Verlagsschwerpunkte verschoben. Letzter Stand ist Erwachsenen- und Kartenspiele bei F.X.

Goldsieber, Joe Nikisch
1997: Joe Nikisch hat nach Weggang von TM die redaktionelle Arbeit im Verlag übernommen. Er sucht Spiele wie bisher, also Kartenspiele, Kinderspiele, taktische und strategische Spiele. Auch im Bereich der Geschicklichkeitsspiele will Goldsieber noch mehr auf den Markt bringen.

Haba, Frau Pennther
1997: Der Verlag Haba stellt Spiele her, die für Kinder von 1 1/2 bis 6 Jahren sind. Die Spiele sind vorzugsweise aus Holz und Karton. Deshalb werden auch nur Kartenspiele angenommen, die Zusatzfiguren aus Holz haben. Darüber hinaus freut sich die Redaktion ueber Geduldsspiele für Erwachsene.

Hans im Glück, Bernd Brunnhofer, Volker Weitzel
1996: Erst einmal nur die Spielregel einschicken, schnelle Bearbeitung wird garantiert. Häufig werden die Autoren nach München direkt eingeladen. Man soll an handelsübliche Verpackungen denken. Honorar 6%.

Kosmos und TM-Verlag, Fritz Gruber
1997: Das TM-Team macht die redaktionelle Arbeit fuer den Kosmosverlag im Spielebereich. Gesucht werden anspruchsvolle Spiele, Kartenspiele mit Einschränkungen (komplexe Kartenspiele), sie suchen auch Spiele im Kinderbereich, aber keine Lernspiele. Fritz Gruber weist darauf hin, dass sie nun ganz neu auch auf dem CD-Rom-Markt einsteigen werden.

Piatnik, Frau Schachner
1996: Die Autoren erhalten Zwischenbescheid über den Stand im Entscheidungsprozess. Das Spiel selbst wird in enger Rücksprache mit dem Autoren produziert. Die Endtestphase fuer die Produktion im folgenden Jahr findet Ende April statt. Ein Versuch bei den Wienern lohnt, sie haben in den letzten Jahren immer wieder unbekannten deutschen Autoren eine Chance gegeben. 1997: Frau Schachner sucht für Piatnik Spiele aus dem gesamten Spielebereich, besonders das Spiel, das "Spiel des Jahres" wird, würde sie mit Freuden in ihrer Post finden.

Queen-Games, Bernd Dietrich
1996: Spiele im anspruchsvollen Familien- und Erwachsenenbereich zuerst nur als Kurzbeschreibung einreichen. Recht schnelle Bearbeitung wird zugesichert.

Ravensburger, Jürgen Valentiner-Branth
1997: Von Ravensburger werden keine Kartenspiele mehr hergestellt. Trotzdem bleibt ein breites Programm bestehen, mit taktischen, lustigen und einfachen Gesellschaftsspielen sowie den komplexen Spielen, die auch längere Zeit dauern koennen.
Im Kinderspielbereich hält seit Anfang des Jahres Christian Beiersdorf die Feder in der Hand. Er such Kinderspiele, die kommunikativ, lustig oder auch so klein und einfach sind, dass sie in die Mitbringspiel-Reihe passen.
Fuer die Redaktion Spielen und Lernen ist Alexandra Cordes zuständig. Sie sucht Spiele für Kinder im Alter von 3 - 8 Jahren. Diese sollten einfach sein, so dass sie von 3-jährigen auch wirklich verstanden werden können. Sind es Spiele für Lizenzcharaktere bekommen die Autoren in der Regel ein Pauschalhonorar.

Rosengarten-Spiele, Britta Hemme
1996: Eine schnelle und gute Zusammenarbeit mit der Redaktion werden versprochen. 1997: Die Redaktion freut sich über Spiele aus dem gesamten Spielebereich.

Selecta, Monika Klampfleitner
1996: Die Materialseite (Holz) spielt eine wesentliche Rolle. Kinderspiele werden gesucht. Im Frühjahr bzw. Sommer fallen die Entscheidungen für die Produktion des kommenden Jahres. Autoren erhalten eine Eingangsbestaetigung, maximale Bearbeitungszeitdauer 1/2 bis 3/4 Jahr.

Zoch-Verlag, Klaus Zoch
1996: Ein Kleinverlag, der stets an griffigen Spielmechanismen für den Produktionsschwerpunkt Holzspiele interessiert ist. Klaus Zoch arbeitet auch in der Spieleagentur mit - einer Vermittlungsstelle fuer Merchandisingprodukte im Spielebereich. Autorenhonorar: 6%

 

Hinweis: Manche Redakteure arbeiten inzwischen für andere Verlage:
Jürgen Valentiner-Branth: Schmidt-Spiele
Stefan Brück: ALEA (Ravensburger)


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