siehe auch:

18. April 2009:
3. März 2009
 
    ALEX - Neuanfang mit zwei Medienpreisen
 

    Da der bisherige AK Medienpreis die Arbeit einstellte, hat sich die Regionalgruppe 'SAZ-Südwest' bereit erklärt, den Preis weiterzuführen. Sie erneuerten das Wahlverfahren und führte einen zweiten Preis ein.

    Anders als ihre Vorgänger zeigten sich aktive Mitglieder der SAZ-Südwest aufgeschlossen gegenüber Kritik an ihrer Arbeit. Zu kritisieren gibt es auch an diesem Start reichlich; aber erstmals besteht Anlaß zur Hoffnung, das SAZ-interne Kritik auf fruchtbaren Boden fällt - auch wenn die 'interne' Kritik aufgrund der bestehenden Zensur der SAZ-News weiterhin öffentlich zu erfolgen hat.

    Die SAZ-Südwest tritt an mit dem Anspruch der Basis-Nähe und möchte den Preis etwas bekannter machen. Das ist löblich. Aber anstatt ihr neues Konzept erst einmal der SAZ zur Diskussion zu stellen, verkündete sie gleich ihr neues Wahlverfahren:


    Das neue Auswahl-Verfahren

    Auf der Sitzung der SAZ-Südwest nominieren die Mitglieder zunächst 5 Beiträge, von denen dann auf einer späteren Sitzung ein Beitrag als Preisträger ausgewählt wird. In der Presseerklärung wurde aus diesem Wahlverfahren eine 'unabhängige Jury'. 'Anonyme Jury' wäre sachlich richtig gewesen. Denn nicht einmal die Mitglieder der SAZ wissen, wer zu dieser Jury gehört.

    Die gute Absicht, das Verfahren zu demokratisieren, ist erkennbar, aber leider gründlich daneben gegangen. Es ist doch klar, dass kaum ein Mitglied außerhalb von Südwest zur Wahl nach Baden-Würtemberg reist. Also muss man sich entscheiden, ob eine Jury oder die Basis der SAZ-Mitglieder den Preisträger bestimmen sollen.

    Entscheidet man sich für die Jury, so muß deren Zusammensetzung vorher fest stehen. Und die Mitglieder sollten aufgrund ihres Namens oder ihrer Funktion über eine gewisse Reputation verfügen. 'Autor aus dem Schwabenländle' mag da im Einzelfall noch ausreichen, sofern sich die Zusammensetzung der Jury nicht auf solche beschränkt.

    Entscheidet man sich für die Basis, so sollten möglichst alle (deutschsprachigen) Mitglieder die gleiche Möglichkeit der Teilnahme haben. Als Kompromiss wäre auch denkbar, die Aufgaben zwischen Jury und Mitgliedern bei klarer Trennung zu verteilen: Die Mitglieder nominieren per allgemeinem Wahlverfahren fünf Beiträge, von denen die Jury einen auswählt.


    Kritik von Journalisten

    Aber Vorsicht! Journalisten sind nicht immer erfreut über Journalistenpreise und mitunter - völlig zu recht - argwöhnisch, wenn ein Preis vor allem dazu dienen soll, den Fokus auf den Preisverleiher zu lenken, anstatt darauf, den Preisträger auszuzeichnen:

    "Als Medienredakteur, der täglich Tausende von Mails löschen muss, möchte man sich oft wünschen, dass die meisten dieser Preise niemals erfunden worden wären. ...

    Bei manchen Auszeichnungen lässt sich zudem eine gewisse Nähe zur PR nicht übersehen. ... Und der "Alex - Medienpreis der Spieleautorenzunft" wird jährlich vergeben für journalistische Arbeiten, "die das Erlebnis Spielen und die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels auf verständliche Weise darstellen und einer breiten Öffentlichkeit näherbringen". Ein Schelm, wer da an mögliche verkaufsfördernde Effekte solcher Preise denkt?"

    (Quelle: Eitelkeitsindustrie. Die Inflation der Journalistenpreise in epd medien Nr. 8 vom 31. Januar 2009 online unter http://www.epd.de/medien/medien_index_61934.html)

    Unter normalen Umständen könnte man hier ganz einfach entgegnen, dass Spiele ebenso wie Bücher Kulturgut seien, und die Vergabe eines Literaturpreises durch Buchverlage auch nicht so ungewöhnlich ist. Ferner ist die SAZ ein Verein, der sich u.a. die Förderung des Kulturguts Spiel zum Ziel gesetzt hat. Aber wir wissen es besser - leider. Dieser Preis soll in erster Linie die SAZ bekannt machen und Journalisten für die SAZ einnehmen, anstatt den prämierten Beitrag herauszustellen. So hatte der alte AK immer wieder erhöhte Aktivität gezeigt, wenn es darum ging, Öffentlichkeit über ihren Medienpreis zu verhindern:

    • Die Anmeldung einer eigenen Domain für den Medienpreis wurde mit dem Argument abgelehnt, die Interessenten sollten sich gefälligst über die Startseite der SAZ zu den Alex-Inhalten durchklicken.
       
    • Um das Recht die Namen der Preisträger auf der SAZ-Seite nach der Preisverleihung nennen zu dürfen, musste ich seinerzeit als Webmaster zwei Wochen lang streiten.
       
    • 2007 hinderte der AK Medienpreis mich aktiv daran, den Text des ausgezeichneten Radio-Beitrages auf die Webseite zu stellen und entsprechend zu präsentieren. Ich verlor als Folge meiner 'Eigenmächtigkeit', hierfür bei Redaktion und Autoren die entsprechenden Genehmigungen einzuholen, das Amt des Webmasters.
       
    • Über die Preisvergabe 2008 gibt es überhaupt keine Information auf der SAZ-Seite.
       

    Nebenbei bemerkt: Auch für den Zweck, die SAZ aufzuwerten, wäre es sinnvoller gewesen, den ausgezeichneten Beitrag ansprechend darzustellen.


    Dass eine solch öffentlichkeitsscheue und Medienzensur betreibende Organisation wie die SAZ einen Medienpreis vergibt, war bisher - sorry - einfach nur lachhaft.


    Der Alex 2009

    Nun, die SAZ-Südwest will es besser machen und hat angesichts der unrühmlichen Vergangenheit dieses Preises einen schweren Stand. Aber statt sich dem einem Preis mit größerer Sorgfalt zu widmen, hebt sie einen zweiten Preis (undotiert) aus der Taufe. Doch zwei halbe Sachen ergeben noch kein Ganzes. Und die Auswahl des zweiten Preisträgers drückt genau das aus, was der oben zitierte epd kritisiert.

    Presse-Info der SAZ zur Verleihung des Alex-Medienpreises:

    (Quelle: http://www.spieleautorenzunft.de/presse/Presseinfo_ALEX_Medienpreis.doc )

    Da wird der "Bayerischen Rundfunk Studio Franken - Wirtschaft" dafür ausgezeichnet, dass er über die Nürnberger Messe berichtet. Sorry, was ist daran preiswürdig, dass die ihre normale Arbeit machen? Und dann bekommen sie als 'Auszeichnung' einen Botenjob aufgedrückt, 100 Spiele unters Volks zu bringen. Der 'Hinter'-Gedanke, dass sie dann mal die SAZ erwähnen, ist deutlich sichtbar, ansonsten aber nix. Kein Inhalt, nicht einmal eine Aussage zur Qualität des Programms. Die Nürnberger Spielwarenmesse muss also in den Augen der Öffentlichkeit etwas so Unbedeutendes sein, dass die bloße Berichterstattung darüber für die SAZ eine Auszeichnung wert ist.


    Und 'die Überlegenheit des Mediums Film bei der Darstellung und Erklärung eines Spiels' zu behaupten ist auch mehr als gewagt. Gegenüber Printmedien hat das Medium Film unbestritten Vor- aber auch Nachteile. Der ausgezeichnete Beitrag nutzt diese Vorteile kaum aus sondern ist wie ein Printmedium aufgebaut: erst alle Einzelheiten lange durchkauen um nach lang(weilig)er Durststrecke zum Spiel zu kommen. Dieser Beitrag offenbart gerade die Nachteile des Medium Films: man kann nicht locker weiterblättern und gezielt zu einem interessanten Punkt vorspringen. Zwar kann man Vorspulen, aber dann weiß man nicht, was man verpasst. Man weiß nicht, wo der interessante Teil beginnt. Eine gedruckte Anleitung kann man dagegen quer lesen, bestimmte Stellen vertiefen.

    Cliquenabend anstelle das Bayerischen Rundfunks dafür auszuzeichnen, dass sie das Medium Film in den letzten zwei Jahren so massiv für die Darstellung von Spielen einsetzen, das wäre meiner Meinung nach durchaus in Ordnung gewesen. Denn dieser Einsatz ist lobenswert; der Beitrag zu Didi-Dotter ist allerdings - zumindest in meinen Augen - nicht mehr als ein gut gemeinter Versuch.


    Journalisten vor Kritik schützen?

    Wer "Medienpreis Alex" bei Google eingibt, erhält zwei Arten von Seiten angezeigt:

    1. Offizielle Berichterstattung, überall dasselbe, etwas langweilig geschrieben:
      X bekommt den Preis für Y
    2. Meine Kritik am ALEX

    Es fehlt:

    1. ) eine positive ansprechende Darstellung des prämierten Beitrages
    2. ) eine Diskussion des Beitrages

    Gegen eine öffentliche Diskussion de nominierten Beiträge wurde sowohl vom alten AK als auch von Mitgliedern des neuen AK angeführt, man müsse die Autoren vor möglicher unsachlicher Kritik ihrer Beiträge schützen. Eine härtere Kritik als dieses Argument kann ich mir jedoch nicht vorstellen.

    Journalisten, von denen gemeinhin erwartet wird, dass sie aufmerksam und kritisch berichten, müssen also vor Kritik geschützt werden. Nun denn, vielleicht irre ich hier, was die Erwartungen betrifft. Denn zumindest die offizielle SAZ erwartet von Journalisten offensichtlich keine kritische Auseinandersetzung sondern allenfalls Hofberichterstattung.

    Bleibt zu hoffen, dass die Alex-Preisträger dies erkennen und solche in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Denn nur das nützt der SAZ und den Zielen, die sie früher einmal verfolgte.

 
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